InstAyurveda – Ayurveda auf Instagram, nichts für mich?

Als ich das erste mal mit Ayurveda in Kontakt kam, war Facebook gerade geboren und von Instagram redete noch kein Mensch. Ich kaufte mir Bücher von Kerstin Rosenberg, Hans Rhyner und Vasant Lad. Ich lernte auf sehr altmodische Art und Weise über Ayurveda soviel es ging. Ich war fasziniert. Es kam mir so vor, als wäre ich einem sehr gut gehütetem Wissensschatz auf der Spur. Vorangegangen war ein Besuch bei einer Ayurveda-Therapeutin und die darauf folgende Genesung diverser diffuser Erkrankungen.

Nun, einige Jahre später, kann ich mich jederzeit online über Ayurveda informieren. Das wofür ich früher zu einem Ayurvedaberater fahren musste, bekomme ich heute für umme. Ich kann Dosha-Tests online durchführen und erhalte die Auswertung Sekunden später in mein Mailpostfach. Ich kann mich schlau machen, was der Ayurveda zum Frühling, Sommer, Herbst und Winter weiß und warum ich besser Ghee beim Essen verwenden sollte. Und ganz besonders viele Tipps bekomme ich auf Instagram.

Influencer und Ayurveda

Auf Instagram wirst du förmlich mit Tipps und Erklärungen, Reels und Stories über den Ayurveda-Life-Style überflutet. Willst du wissen, was du als Mensch mit einem dominierenden Vata-Dosha alles machen darfst und was nicht? Schau auf Insta. Du möchtest wissen, welche Lebensmittel du im Sommer essen sollst. Schau auf Insta. Und selbstverständlich erfährst du dort auch, welche Lebensmittel du im Sommer auf keinen Fall essen sollst. Oder auch, was dir im Juni gut tut und im Juli nicht mehr. Und das gilt dann für alle? Mmh, wenn nichts anderes dabei steht, wohl ja. In jedem Fall bringen solche Posts viele Herzen und viele Follower. Die Ayurveda Influencer waren geboren, um zu bleiben? Vielleicht nur so lange, bis die nächste Gelddruckmaschine durchs Dorf geschoben wird? Vielleicht mal wieder TCM oder mal wieder die geheimen Lehren der Frau von Bingen?

Bei Ralph Steuernagel, las ich den Begriff „InstAyurveda“ das erste mal. Ich verstand sofort, was er meinte. Und ich ertappte mich sogar selbst. Ich bin vor einiger Zeit auf den Zug „Instagram“ genauso aufgesprungen. Weil man an Instagram und Co nur sehr schwer vorbei kommt. Jedenfalls dann nicht, wenn man mit seinem Ayurvedabusiness sichtbar werden will. Und hier den Drahtseilakt zwischen universellem Mainstream-Bullshit-Content und wertvollen Posts zu schaffen, ist zugegebenermaßen nicht sehr einfach.

Auch von mir gab es schon den Post über die 6 ayurvedischen Kräuter, die gegen Stress helfen. Ich nehme mich da nicht raus. Habe allerdings schon vor einiger Zeit damit aufgehört, die schnellen Ayurveda-Tipps zu posten. Es hat mich selbst nämlich maximal genervt. Es gibt täglich unter dem #Ayurveda tausende neue Posts. Mit Content über „Die beste Zeit, um morgens aufzustehen“, „Ayurvedische Tipps für deine Periode“ oder „So bringst du dein Kapha ins Gleichgewicht“ wird man allerdings dem ayurvedischen Gedanken nicht gerecht. Ganz im Gegenteil.

Ayurveda – individuell und ganzheitlich auch auf Insta?

Lehrt der Ayurveda nicht ganz deutlich, dass jeder Mensch einzigartig ist und eine ganz eigene Konstitution hat? Werben Ayurveda-Kliniken nicht damit, dass auf jeden Kurgast ganz individuell das Behandlungsprogramm abgestimmt wird?

Auf „InstAyurveda“ wird hingegen bei manchen der Anschein erweckt, dass du morgens nur warmes Wasser trinken brauchst und schon ist wieder alles in Butter – sorry – in Ghee natürlich. Es ist geradezu paradox, wie diese jahrtausendealte, komplexe und individualisierte Erfahrungswissenschaft auf Instagram sehr vereinfacht dargestellt wird. Das ultimative Allheilmittel für alle und jeden, du musst nur herausfinden, ob du Vata, Pitta oder Kapha bist. Das ist aber auch ganz easy, schau einfach in den Highlights oder finde den passenden Hashtag. Allgemeine Empfehlungen und schnelle Lösungen entsprechen aber nun mal nicht der Essenz des Ayurveda. Sorry!

„Ayurveda denkt nicht in schnellen Lösungen, sondern immer kausal und nachhaltig.“

Ralph Steuernagel

InstAyurveda – Hilfreich aber nicht universell einsetzbar

Finde ich die Ayurveda-Tipps auf Instagram alle schlecht, falsch, ätzend? Grundsätzlich Nein. Also nicht alle. Instagram bietet einen sehr umfassenden aber vor allem allgemeinen Einblick. Informiere dich auf Instagram über die Doshas, über die Eigenschaften der Doshas, über die fünf Elemente. Schau dir leckere Rezepte an, lass dich zum ayurvedischen Kochen inspirieren. Vielleicht findest du auf Instagram sogar einen für dich passenden Ayurvedaberater, -coach oder -therapeuten.

Aber bitte sei dir bei allem über eines klar: Der Ayurveda ist so viel mehr als Vata, Pitta und Kapha. Viele Tipps auf Insta sind sehr allgemein gehalten und zudem oft für gesunde Menschen ausgelegt. Eine warme Ölmassage am Morgen kann Wunder bewirken. Keine Frage! Ich bin mit einer der größten Fans davon. Unter bestimmten Voraussetzungen solltest du von Ölmassagen allerdings Abstand nehmen, ansonsten können sich Symptome, die du vielleicht schon hast, noch verschlimmern.

Und jetzt würde mich interessieren, wie du zu diesem Thema stehst? Schreibe mir gerne in die Kommentare.

Alles Liebe und pass auf dich auf – Susanne

Titelbild made bei Cherylee Lungershausen @its.cherylee